Vom Entwurf zur Skulptur

© Bollaert & Moortgat

Dem Entstehungsprozess auf der Spur


Die meisten Zeichnungen und Terrakotten aus der Sammlung Van Herck sind Entwürfe für Bildhauerarbeiten und Kirchenmobiliar mit bildhauerischen Ornamenten wie Altäre, Kirchenbänke, Grabmonumente, Beichtstühle, Kanzeln oder Orgelprospekte. 

Unter den Zeichnungen finden sich sowohl einfache Skizzen als auch detailliertere Entwürfe. Die Terrakotten sind maßstabsgerechte Modelle der zu erstellenden Skulpturen. Auf diese Weise ermöglicht die Sammlung Einblicke in die beiden vorbereitende Etappen bei der Gestaltung von Skulpturen oder Kirchenmobiliar. 

Da Skulpturen im 17. und 18. Jahrhundert beinahe ausschließlich Auftragsarbeiten waren, wurden sie erst dann ausgeführt, wenn ein Vertrag zwischen dem Künstler und dem Auftraggeber abgeschlossen wurde. In diesen Verträgen wurden normalerweise auf einen Entwurf Bezug genommen, der vom Auftraggeber gutgeheißen worden war. Diese Billigung des Entwurfs war auch für den Künstler sehr wichtig, da Materialien wie Bronze oder Marmor so teuer waren, dass er es sich nicht hätte leisten können, eine Skulptur zu schaffen, die am Ende den Wünschen des Auftraggebers nicht entsprochen hätte. Der Entwurf konnte die Form einer Zeichnung haben, die manchmal durch ein maßstabsgetreues Modell der zukünftigen Skulptur ergänzt wurde.

© Studio Philippe de Formanoir

Erster Schritt: Entwurfszeichnung


Die Entwurfszeichnungen stellten die erste Phase der Entstehung einer Skulptur dar. Sie waren in erster Linie für den Auftraggeber bestimmt, der den Entwurf gutheißen musste. Das Medium Zeichnung hatte den Vorteil, dass es einfach war, Änderungen vorzunehmen. 

Wie man an den Flecken und Knicken auf den erhaltenen Exemplaren sehen kann, handelte es sich um echte Arbeitsunterlagen, die in der vorbereitenden Phase und während des Schaffensprozesses von Hand zu Hand gingen: vom Zeichner zum Auftraggeber und zum Bildhauer. Die Entwurfszeichnungen konnten vom Bildhauer selbst ausgeführt werden, aber auch von Malern oder sogar von Geistlichen

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Zweiter Schritt: Terrakotta-Modell


Wenn die Entwurfszeichnung vom Auftraggeber gutgeheißen worden war, folgte meistens ein dreidimensionales Modell, das in einem preisgünstigen Material wie Wachs, Holz oder – anschließend gebranntem oder nicht gebranntem –Ton angefertigt wurde. 

Die meisten Skulpturen dieser Sammlung sind bozetti, grob gearbeitete Entwürfe, und modelli, detaillierter ausgearbeitete Modelle. Sie illustrieren die aufeinanderfolgenden Etappen bei der Entwicklung einer Skulptur. Eine dritte Form von Modellen, die vidimi, wurden dem Auftraggeber für die endgültige Zustimmung vorgelegt. Sie entsprachen genau der zu erstellenden Skulptur.

Funktion der Terrakotten war es also vor allem, dem Auftraggeber einen plastischen Eindruck vom endgültigen Werk zu vermitteln. Aber sie dienten auch als Studienobjekte für den Bildhauer und seine Schüler. Zudem wurden sie nach dem Tod des Künstlers häufig in der Werkstatt weiterverwendet und ermöglichten sie es, den folgenden Generationen die Kompositionen und Ideen des Meisters zu vermitteln.

© Studio Philippe de Formanoir

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